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Ronald wurde in den Niederlanden geboren, kann sich aber mittlerweile als „internationaler Bürger“ bezeichnen. Nach der Schule für tropische Landwirtschaft und einer Spezialisierung auf tropische Phytopathologie an der Landwirtschaftlichen Universität Wageningen ging Ronald in die Karibik. Später arbeitete er in Lateinamerika, Südamerika und landete schließlich in Afrika im Bananenhandel. Vor einem Jahr kam er zu Marginpar, mit dem Ziel, den Anbau unserer Blumen nachhaltiger zu gestalten.

Messen heißt wissen

Der Anbau beginnt mit dem Boden. Deshalb lautet Ronalds größte Frage vielleicht: „Was können wir tun, um den Boden nachhaltig zu bewirtschaften?“ Ronald: „Wir wollen immer weniger Chemikalien einsetzen, den Boden aber trotzdem vor Krankheiten und Schädlingen schützen und ihn so bearbeitbar und fruchtbar wie möglich halten. Nehmen wir zum Beispiel die Frage der Düngeeffizienz. Über den Anbau von Sommerblumen ist nur wenig bekannt. Die Forschung wurde hauptsächlich für und von u.a. Rosenfirmen durchgeführt. Wir müssen also selbst erforschen, wo die Grenzen für unsere Pflanzen liegen. Das tun wir in Zusammenarbeit mit einem Labor in Kenia.“

Blumenfeld und Boden in Tansania

Neuen Vorschriften einen Schritt voraus

Ronald: „Es gibt immer mehr Signale vom Markt, dass die Verbraucher weniger Chemikalien in ihren Produkten haben wollen. Dies wird von Kennzeichnungsorganisationen wie dem Kenya Flower Council und der EPHEA (Ethiopian Horticulture Producer Exporters Association) aufgegriffen. Auf dieser Grundlage erstellen Organisationen wie das Pest Control Products Board in Kenia eine Liste von Produkten, die sie verbieten wollen. Wir warten nicht, bis dies tatsächlich geschieht, sondern untersuchen bereits, wie wir biologische Schädlingsbekämpfung anwenden können. Das tun wir in Zusammenarbeit mit spezialisierten Unternehmen. Wir sehen dort bereits vielversprechende Ergebnisse - innerhalb von sechs Monaten.“

Kompost auf Blumenfarm in Tansania

Bokashi vs. Kompost

„Im vergangenen Jahr sind die Betriebe bereits von Bokashi auf Kompost umgestiegen, um ihn dem Boden beizumischen. Ronald: „Bokashi wird - wie Kompost - aus Grünabfällen des Betriebs hergestellt, aber es ist luftdicht verpackt. Bei Kompost willst du so viel Sauerstoff wie möglich hinzufügen. Der große Vorteil von Kompost ist, dass er nicht schiefgehen kann und dass er die Widerstandsfähigkeit des Bodens verbessert. Dadurch musst du weniger chemische Pestizide einsetzen.“

Scouting nach Krankheiten und Schädlingen; unsere neue quantitative Scouting-Strategie

Von A bis Z

„Ein zweiter wichtiger Schritt, den wir dieses Jahr unternommen haben, ist die Änderung der Scouting-Politik. Heutzutage wird jeder Betrieb zweimal pro Woche von A bis Z auf Krankheiten und Schädlinge untersucht. Wir haben ein quantitatives Punktesystem; die Beobachtungen werden in Zahlen dargestellt, statt wie früher in Stufen, bei denen die Unterschiede nicht aufgezeigt werden konnten. Jetzt haben Betriebsleiter/innen und Produktionsleiter/innen mehr Einblick in die tatsächliche Situation und können auch gezieltere Behandlungen durchführen, so dass weniger Chemikalien eingesetzt werden müssen.“

Horizontales Lernen, von einander lernen

Horizontales Lernen

Ronald arbeitet gerne durch horizontales Lernen; er führt ein neues System zuerst auf einem Betrieb ein, und dieser Betrieb bringt es dann anderen Betrieben bei. Ronald: „Ich probiere nicht gleich auf allen Betrieben etwas Neues aus. Es gibt nichts Demotivierenderes, als ständig den Kurs zu wechseln. Die Systeme müssen für jeden Betrieb maßgeschneidert sein.“ Ronald: „Jeder Betrieb braucht seine eigene Herangehensweise, weil es zum Beispiel Unterschiede bei der Höhenlage, dem pH-Wert und dem Wassergehalt des Bodens gibt. Ich habe angefangen, Handbücher zu schreiben. In diesen Handbüchern erkläre ich nicht nur, was getan werden muss, sondern auch warum. Auf diese Weise hoffe ich, die Menschen zu ermutigen, einen Schritt weiter zu gehen. Wir haben jetzt ein Handbuch für Scouting, Vermehrung, Anbau und Kompostierung. Die Anhänge enthalten betriebsspezifische Informationen.“

Wasserlagune auf einer Blumenfarm in Kenia

Ein Blick in die Zukunft

Ronald: „In diesem Jahr werden wir uns auf ökologische Schädlingsbekämpfung, nachhaltige Bodenbewirtschaftung und das Sammeln von mehr Daten über die Produktion konzentrieren. Außerdem haben wir einen Fünfjahresplan für die Agronomie erstellt. Wir wollen jedes Jahr den Einsatz von chemischen Substanzen und Wasser reduzieren. Die Verfügbarkeit von Wasser nimmt ab, also müssen wir effizienter bewässern. Wir müssen zum Beispiel sicherstellen, dass keine Beete bewässert werden, wenn es keine Pflanzen gibt, oder dass Düngemittel mit Wasser ausgebracht werden, wenn es regnet. Wir wollen das Wasser strategischer einsetzen, aber wir wissen nicht genau, wie wir das machen sollen.“

Es gibt also noch viel zu erforschen. Wir freuen uns auf alle innovativen Entwicklungen in der Agronomie (und in der ESG!) und werden dich auf jeden Fall auf dem Laufenden halten!

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